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Galapagos, Quito ...

Cali Terminal Terrestre (18.08.2019)


Quito (19.08.-28.08.2019)

2,5 Mio Einwohner; 2800 m, höchste Hauptstadt der Welt

angenehm gemäßigtes Wetter, trocken; 20-25 °C am Tag, kühle 10°C in der Nacht


Unsere Entscheidung, mit einem Mix aus Inlandflug und Busfahrt die Ländergrenzen zu überqueren, hat zwei Gründe:

  • Natürlich fliegt das schlechte Gewissen um den eigenen Beitrag zur Klimaerwärmung ständig mit,
  • Inlandflüge haben allerdings den Vorteil, in einer Stunde Entfernungen zu überbrücken, die normale Busfahrten in 15 Stunden schaffen. Die Geographie des Kontinents, die Beschaffenheit der Straßen und die besondere Einstellung der Kolumbianer zur Zeit machen eine Busfahrt zu einem schier unplanbaren Abenteuer (siehe Reisetagebuch Kolumbien). Sowie ein Flug aber ins Ausland geht, wird es richtig teuer. Quito scheint darunter dann noch die teuerste Destination zu sein.

Deshalb fliegen wir gegen Mittag nach Cali, in den Süden Kolumbiens, und kümmern uns um einen Busanschluss an die Grenze, nach Ipiales. Von dort kann man die Grenze zu Fuß überqueren und in der ecuadorianischen Grenzstadt Tulcán einen Bus nach Quito nehmen.

Da uns der Treffpunkt-Termin 01.09.2019 mit Lotti in Lima etwas drückt, wollen wir keine Zeit verlieren und nehmen den nächsten Nachtbus. 22.00 Uhr rollen wir von Cali nach Süden weiter. Schade, dass man die Landschaft nicht sieht, aber die Fahrt war ganz entspannt, wenn man mal davon absieht, dass auch diese Reise wieder 2 Stunden länger dauert, als ausgewiesen. Gegen 10.00 Uhr morgens erreichen wir Ipiales, leisten uns von unseren letzten 10.000 COP ein Taxi und sind um 11.00 Uhr mit dem kolumbianischen Ausreisestempel ausgestattet. Die Grenzübergänge in Südamerika geben im Moment alle ein menschliches Trauerspiel: Tausende Venezolaner flüchten derzeit aus ihrem Land und hoffen, bei ihren Nachbarn unterzukommen. Bis auf die Mitarbeiter der Hilfsorganisationen scheinen alle anderen zuständigen Organe ziemlich überfordert. Deshalb zieht sich auch unsere Einreise in die Länge. Aber mit unserem Pass warten wir zwei Stunden, die Venezolaner harren tagelang aus, viele wohl auch vergeblich. Der leere Blick der vielen erschöpften Kinder kann einem das Herz brechen. Wie verzweifelt müssen die Menschen sein, sich so einer Strapaze auszusetzen. Da kommt uns unser Backpackeroutfit so richtig falsch vor.

Grenzstädte haben selten etwas Angenehmes. Sowohl Ipiales als auch Tulcán betteln darum, dass man einen Reisebus nimmt - grau, schmutzig und, v.a. Tulcán, auch unfreundlich. Zum ersten Mal hatten wir das Gefühl, den Leuten egal zu sein.

Mit dem Bus fahren wir durch den Norden Ecuadors und überqueren kurz vor Quito den Äquator. Die Landschaft wird schnell wieder wunderschön, vor allem um Otavalo möchte man eigentlich aussteigen und einen der vielen Seen oder eine der Thermalquellen aufsuchen, aber wir haben uns entschieden, Quito etwas länger zu unserem Lebensmittelpunkt zu machen und fahren weiter. 


Ankunft

Nach fast 36 Stunden Reise (ab Cartagena) liegen wir gegen Mitternacht erschöpft in unserem neuen Refugium, dem Hotel Alquimia, dass uns schon mit seinem palacioartigen Innenhofanblick entschädigt hat. Das schöne Haus in unmittelbarer Entfernung vom Plaza Santo Domingo (Rocafuerte Oe3-13 y Guayaquil) wird nun bis zum 28.08. unser zu Hause.

Der erste Eindruck von Quito ist sehr freundlich. Die Innenstadt liegt im Süden der Hochebene, die von den beiden Andencordilleren eingegrenzt wird. Das gesamte Tal zieht sich über 50 Kilometer von Nord nach Süd, wobei der Süden sehr frühlingshaft grün wirkt, der Norden hingegen war noch sehr trocken und grau. Hier im kolonialen Altstadtkern fühlt man sich wie in einem botanischen Garten mit Kolonialkulisse - aber nur bis zur nächsten Straße: „Mucho tráfico!“ Das Verkehrschaos ist leider allgegenwärtig, die Busse, Taxen, Lastwagen stoßen eine Rußwolke nach der anderen in die Luft, da ist der Einsatz des elektrischen Trolebús leider kaum zu merken. Trotzdem, irgendwie fühlen wir uns gleich heimisch. Die Menschen sind freundlich distanziert und die Umgebung um die Hauptplätze Plaza Grande und Plaza San Francisco ist wunderschön. Wir wollen so schnell wie möglich in die Stadt eintauchen und machen beim Frühstück auf der Dachterrasse die ersten Pläne. 


Die Schule

Vor allem wollen wir endlich mehr Struktur in unser bruchstückhaft angelegtes „Spanischsystem“ bringen. Eugenio vom Instituto Español hatten wir schon vorher kontaktiert und so geht alles sehr schnell. Valeria, die Kümmerin des Sprachinstituts, holt uns um 10.00 Uhr ab, macht gleich einen kleinen Orientierungsrundgang mit uns und um 13.00 Uhr haben wir eine durchstrukturierte Schulwoche im Terminkalender. Wir werden die 20 Stunden auf fünf Tage aufteilen: Mittwoch, Donnerstag, Freitag mit Zayra und Montag, Dienstag mit Tania. Eugenio, Paula, Valeria und das gesamte Team sind unglaublich hilfsbereit und haben sich gleich noch in die Organisation unserer Fahrt nach Lima „eingemischt“. Zayra legt am Mittwoch sofort los und uns schwirrt der Kopf, aber so langsam entsteht ein System. Nach fünf Tagen haben wir tatsächlich eine Ahnung, was für uns das Wichtigste aus der spanischen Grammatik ist. Jetzt heißt es am Ball bleiben. Wir verstehen jetzt auch viel mehr im Alltagsgespräch, nur für das spontane Antworten fehlen uns noch Vokabeln. Da helfen hoffentlich die langen Busfahrten, da kann man gut Vokabeln lernen. Am Dienstagabend verlassen wir die Schule mit einem Zertifikat (A1) und der Idee, dass wir im Oktober in Guayaquil noch einmal 5 Tage lernen wollen. Bis dahin hoffen wir auf viel Praxis im Gespräch mit den Ecuadorianern und Peruanern.


Stadtansichten

Da das Hochtal an manchen Stellen nur 4 Kilometer breit ist, kann man in Quito an vielen Stellen eine wunderschöne Aussicht auf die Stadt genießen. Unsere erste Orientierungsplattform wird der Hügel Panecillo, auf dem eine seltsame Aluminiummadonna thront und von Süd nach Nord die Stadt überblickt. Danach fahren wir mit dem Taxi (hier sehr zu empfehlen, viele Ecken Quitos sollte man nicht allein und zu Fuß durchqueren)  zum Museo Guayasamin, von wo aus man einen wunderbaren Blick zurück nach Süden auf die Stadt hat und wir tatsächlich das Glück haben, den Cotopaxi im Hintergrund zu haben. Der dritte Aussichtspunkt ergibt sich, wenn man den „Hausberg“ Quitos, den Rucu Pichincha (4698 m) erklimmen will. Wir haben die komfortable Variante des „Teleféricos“ genutzt und konnten abends von 4100 Metern auf die Lichter der Stadt und den Cotopaxi im Dämmerlicht sehen - atemberaubend schön.


Die Fundación Guayasamin

Dass uns dieser Maler vorher kein Begriff war, ist uns im Nachhinein etwas peinlich. Er war nämlich mit vielen Geistesgrößen seiner Zeit vernetzt, gilt als einer der bedeutendsten Künstler Lateinamerikas und wird von den Ecuadorianern ehrfurchtsvoll „indianischer Picasso“ genannt. Der Museumskomplex rund um sein Wohn- und Atelierhaus hat uns schwer beeindruckt. Das Haus ist ein architektonisches Wunderwerk mit einem grandiosen Blick auf Quito. Wie Arbeits-, Wohn- und Ausstellungsräume wundersam zusammengefügt wurden - einfach zauberhaft. Guayasamin hat selbst sakrale Kunst v.a. der indigenen Bevölkerung gesammelt und dies ist auch unübersehbar in seine Kunst eingeflossen. Die Bilder in den Untergeschossen seines Hauses sind sehr berührend und wir hätten uns dort liebend gern einschließen lassen, aber die strenge Museumsführerin drängte leider auf ein Weitergehen. Die nach dem Tod des Meisters erst 2002 fertig gestellte Capilla del Hombre ist keinem Gott, sondern den Menschen auf Erden gewidmet. Guayasamins Meisterwerke thematisieren hier großflächig v.a. das tragische Schicksal der Völker Lateinamerikas von der Kolonialzeit bis in die 70er Jahre. Die Bilder haben eine unglaubliche emotionale Wucht, wie wir sie selten erlebt haben. Wir haben uns schnell festgelegt: Das Sehenswerteste in Quito sind die Bilder dieses Malers.


Quitos Kirchen

Sakrale Kunst kann natürlich im gesamten Stadtgebiet genügend bestaunt werden - Quito hat als koloniale Missionszentrale eine unübersehbare Kirchen- und Klostervielfalt vorzuweisen. Wir haben uns deshalb auf einige wenige beschränken müssen und waren schnell im Zwiespalt zwischen Bewunderung für die Schätze und filigranen Kunstwerke dieser Gotteshäuser einerseits und dem Wissen darüber, wie dieser vorgezeigte Reichtum zustande kam, andererseits. Uns ist in ganz Südamerika bisher keine differenzierte und selbstkritische Auseinandersetzung mit der Rolle der katholischen Kirche im Zusammenhang mit der Kolonialisierung begegnet.

Was allerdings auffällig ist: Die volksnahe Frömmigkeit und die tiefe Verbundenheit der Menschen mit der Idee des Christentums ist hier noch deutlich spürbar. Kirchen haben hier lange nicht die erhabene und abweisende Strenge, die auf Besucher häufig befremdlich wirkt, wie bei uns in Europa. Diese Kirchen sind immer gut besucht und es wird völlig ungeniert gelacht, gesungen, geweint, gebettelt, gebetet, meditiert und gespendet. Auch Hunde sind zum Gottesdienst zugelassen! Wir waren in den Kirchen von San Francisco, Santo Domingo und der Compañía de Jesús, überall das gleiche lebendige Kirchengewusel.


Quitos Menschen

Quito erscheint im Alltag nicht besonders lebenswert. Es gibt kaum verkehrsberuhigte Straßen, die Calle Venezuela mit dem Plaza Grande war die einzige Fußgängerzone. Viele Menschen müssen hier hart für ihren Lebensunterhalt kämpfen: Die vielen Schuhputzerkinder, die vielen indigenen Kinder und Frauen, die mit Apfeltüten in der Hand und ihrem Singsang (...ManzanaManzanaUnDollarUnDollarManzanaManzana...) tagein, tagaus die Straßen abschreiten, die vielen Einpeitscher vor den Restaurants und nicht zuletzt die riesige Anzahl an Taxifahrern, um nur einige zu nennen. Es gibt nur eine kleine Mittel- und Oberschicht, die sich auch kaum um die sozialen Belange der Bevölkerung zu scheren scheint und lieber in eigenen abgeschotteten Vierteln (z.B. in Cumbaya) und Shopping-Malls eine Gegenwelt errichtet, wo der Luxus gefeiert wird. Obwohl die Gassen der Innenstadt sehr romantisch wirken könnten, werden sie doch zumeist vom Autoverkehr dominiert. Bürgersteige sind hier kaum so breit, dass eine Person sicher darauf gehen könnte. Aus der Ferne kommen uns die deutschen Verhältnisse plötzlich beeindruckend positiv vor. Hier kann kaum jemand glauben, dass in Deutschland jedes Kind zur Schule verpflichtet ist und dass es ein Sozialsystem gibt, das einen Mindestlebensstandard garantiert. In Deutschland gibt es keine absolute Armut, wenn man die Verhältnisse in Lateinamerika damit vergleicht!

Und trotzdem hat diese Mischung aus Schmuddeligkeit, kolonialem Pomp und optimistischer Geschäftigkeit uns in ihren Bann gezogen. Nach ein paar Tagen schreiten wir sicher unseren Weg die Calle Guayaquil entlang, erledigen unsere Einkäufe, geben die Wäsche in die Lavandería und gehen täglich zum Lieblingsbäcker „En Dulce“, der in einem winzigen, flurähnlichen Häuserschlauch die größten Wunderwerke kreiert und dazu noch einen tollen Café con Leche macht.

Jetzt, wo wir auf dem Weg zur peruanischen Grenze sind, vermissen wir diesen Hauch von heimisch sein doch schon ein wenig. Aber Lima wird sicher auch schön, dann haben wir unsere Charlotte dabei!

Von Cuenca (auf der Durchreise) 

500.000 Einwohner, 2550 m

bis zur Grenze nach Huaquillas 

(28.-29.08.2019)


Jetzt hat es uns doch erwischt. An einem Ort, an dem wir uns nun wirklich sicher fühlten, dem Bus von Quito nach Cuenca, hat uns jemand die Kamera kunstvoll entwendet. Warum man für jeden noch so schrottreifen Bus seinen Pass vorzeigen muss und alle Tickets personalisiert werden aber dann ständig fliegende Händler unterwegs hineinschneien und wieder rauslaufen, bleibt uns ein Rätsel. Unser Bus jedenfalls war sehr modern und mit ca. 20 Personen gar nicht richtig voll. Wie man in dieser Situation Kamera und Objektiv aus den dazugehörigen Taschen bekommt, die sich wiederum in einer Tasche befinden ...? Der Busfahrer und sein Begleiter und auch die dazugerufene Polizei waren jedenfalls nicht hilfreich. Beim Busbegleiter hatten wir irgendwie auch die Ahnung, dass er an dieser Situation nicht ganz unschuldig war ... aber was willst du machen mit deinem „Fünf-Tage-Spanisch“. 

Die Stimmung war jedenfalls im Eimer und die wunderschöne Landschaft flog erst einmal etwas trüber an uns vorbei.

Da hat auch das schöne Cuenca kaum entschädigt. Das konnten wir ja nun für uns nur mit der Handykamera festhalten. Cuenca scheint allerdings im Vergleich zu allem, was wir vorher in Südamerika gesehen haben, sehr wohlhabend zu sein. Breite Bürgersteige, sehr saubere Innenstadt, eine riesige Kathedrale (für 10.000 Gläubige) und schöne (kostenlose) Museen. 

In Quito hat uns der Koch der Sprachschule noch aufgetragen, in Cuenca unbedingt Mote zu probieren. Wenn wir gewusst hätten, was das ist, hätten wir es gelassen, aber Land und Leute studiert man ja bekanntlich am besten übers Essen. Also haben wir uns ein wirklich uriges Bierlokal ausgesucht und mote pillo und mote sucio bestellt. Dazu gab es deftige Grillwürste der Marke „Fettauge“. Nachdem wir in Kolumbien schon keine Maisprodukte mehr wirklich gern gegessen hatten (Arepas überall) war dies nun unser endgültiger Maisschock, von dem Sigrun die ganze Nacht Bauchweh hatte. Jetzt sind wir schlauer: In Ecuador bezieht sich "mote" auf geschälte große Maiskerne, die ewig gekocht werden. Dies ist die Hauptzutat für die für Cuenca typischen Varianten mote pillo, mote sucio und mote pata. Mote Pillo besteht aus Mais, Eiern, Milch, Annatto, grünen Zwiebeln und Salz. Knoblauch und Kümmel werden auch verwendet. Mote sucio wird zusätzlich noch in Speck und Schmalz gebraten. Das ergibt dann eine unglaublich zähe und schwere Pampe - eine Erfahrung der Sorte „Nicht-noch-einmal“!

Nachdem wir uns am Vormittag das sehenswerte Museum des Inka-Palastes Pumapunku (Pumapungo) angesehen haben, gefördert durch die ecuadorianische Zentralbank, ging es in den nächsten Bus zur Grenze - hinab an die Küste nach Huaquillas.

Mit der Abfahrt in die große mangrovenartige Ebene um Santa Rosa - durch unendlich weite Bananenfelder und Shrimpsfarmen - ging es in die lebendige Grenzstadt Huaquillas, wo uns sofort ein Taxifahrer einfing und uns an die Grenze fuhr. Nach Passkontrolle, Foto und Fingerabdruck durften wir einreisen und sind wiederum sofort von einem Taxifahrer eingefangen worden. Auf nach Tumbes.

(Weitere Fotos im Album)

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Zurück in Ecuador

Über die Grenze nach Guayaquil (07./08.10.2019)

3,3 Millionen Einwohner im Mündungsgebiet des Rio Guayas; tropisch schwüles Wetter, 25°C


Am Abend des 06.10.machen wir uns mit einem TukTuk nach Mancora auf. Wir warten bis 23.45 Uhr auf den Bus, der schon aus Chiclayo kommt. Die Stimmung ist angespannt. Niemand weiß, ob der Bus an der Grenze passieren darf, in Ecuador herrscht Ausnahmezustand:

Während unserer Perurunde hat sich ein politischer Zündstoff entladen, der schon länger durch die Regierung Moreno produziert wurde. Der neoliberale Kurs der Regierung, die mit eigentlich linken Versprechen gestartet ist, erzeugt immer mehr Unmut. Die letzten IWF-Kredite waren an harte Sparbedingungen geknüpft und die werden jetzt auch umgesetzt: Vor allem die Rücknahme der staatlichen Preisstützen von Diesel und Benzin bringen nun die Menschen auf die Straße, aber auch den gewaltbereiten Mob. In Quito gibt es Straßenschlachten, im Land werden Straßen blockiert, in den Großstädten gibt es auch Plünderungen. Anfang Oktober verhängt der Präsident einen 60tägigen Ausnahmezustand.


An der Grenze dauert alles deshalb auch etwas länger, aber wir bekommen die entsprechenden Stempel in unsere Pässe und passieren die Grenze. An einer Straßensperre zwischen Santa Rosa und Guayaquil wird es noch einmal brenzlig, aber danach können wir bis Guayaquil durchfahren. Unser Taxifahrer gibt sich sehr entspannt und auch unser Vermieter beruhigt uns. Wir schauen uns in der Stadt um, die eine typische südamerikanische Geschäftigkeit ausstrahlt, ohne uns wirklich für sich einzunehmen. Einzige Ausnahme ist der Parque Iguana. Mit einer Tüte Blattsalat locken wir ein Duzend Leguane von den schönen alten Bäumen des Parks.

Diese Ruhe hält aber nur bis 5 Uhr nachmittags. Die Läden machen ihr Rollläden nicht hoch, vor jedem Geschäft steht ein Mann mit Eisenstange und die Straßen der Millionenmetropole sind unverhältnismäßig leer. Während wir bei Kaffee und Torte in einem Café sitzen, beginnen plötzlich alle zu rennen, das Café macht alle Schotten dicht und draußen heulen die Sirenen. Wir beschließen, den restlichen Tag lieber im Zimmer zu bleiben, besorgen uns noch ein Päckchen Nudeln und harren zu Hause aus.

Auch am Morgen sind kaum Autos auf der Straße. Wir haben Glück, dass uns ein Privatmann für fünf Dollar zum Flughafen buchsiert. Einige Flüge sind schon gestrichen, aber unser Flug steht planmäßig bereit. Noch nie gab es bei uns so viel Erleichterung beim Abflug. 


Segeltörn mit der Samba

Galapagosinseln (08.-15.10.2019)

Die Galapagosinseln (in anderer Schreibweise Galápagos-Inseln, spanisch Islas Galápagos; offiziell Archipiélago de Colón) sind ein Archipel im östlichen Pazifischen Ozean. Sie liegen am Äquator ca. 1000 km westlich der ecuadorianischen Küste in Südamerika, gehören zu Ecuador und bilden die gleichnamige Provinz Galápagos mit der Hauptstadt Puerto Baquerizo Moreno. Das Wort Galápago (spanisch u. a. für ‚Wulstsattel‘) bezieht sich auf den Schildkrötenpanzer, der bei einigen Unterarten der Galápagos-Riesenschildkröte im Nackenbereich wie ein Sattel aufgewölbt ist. Obwohl die Inseln in Äquatornähe liegen, ist das Klima aufgrund des mit 20 Grad Celsius relativ kühlen Meerwassers (vom Humboldtstrom und von aufsteigendem Tiefenwasser) eher gemäßigt. Das nährstoffreiche Tiefenwasser ist verantwortlich für den Artenreichtum rund um den Archipel. Die Regenzeit dauert mit einem Gipfel im April von Januar bis Juni. Das übrige Jahr über fällt fast kein Niederschlag. Lediglich in den höheren Lagen gibt es, vor allem an der Südostseite der höheren Inseln einen feinen Nieselregen ("Garua") und folglich auch ganzjährig grüne Vegetation. (Quelle: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Galapagosinseln )


Wir sind tatsächlich auf Galapagos. Planmäßig steigen wir auf Baltra aus und werden von Morris, unserem allwissenden Reisebegleiter in Empfang genommen. Wir werden eine kleine Gruppe von 10 Leuten sein, es wird tatsächlich so ruhig und familiär, wie wir es uns erträumt haben: Janett kommt aus Canada; dazu kommen drei US-Amerikaner, Mark aus San Francisco, Evelyn und Will aus Los Angeles. Die beiden Schweizer, Evelyn und ihr Sohn Silvan, der Einheimische Miguel und wir beiden Deutschen komplettieren die Gruppe. Morris` 10jähriger Neffe Adrian/Edison komplettiert das Feld - allesamt sehr freundliche aufgeschlossene Menschen, wir kommen schnell ins Gespräch und Morris sorgt mit seinem umfassenden Wissen die ganze Tour über für interessante Fragen, Gespräche und Themen.


Wir starten mit einer Fährüberfahrt von Baltra auf die Insel Santa Cruz, wo wir nach einem richtig guten Lunch die dortigen Riesenschildkröten in den Highlands der Insel bestaunen. El Chato heißt dieses Reservat, wo man die elefantösen Riesenschildkröten in ihrer natürlichen Umgebung beobachten kann. Sie suhlen sich in Schlammtümpeln und recken ihre Hälse nach Gras und Laub. Unglaublich, dass diese unförmig erscheinenden Tiere - sie erreichen z.T. mehr als einen Meter Länge und wiegen bis zu 200 kg - für ihre Fortpflanzung die Wanderung aus dieser Höhenlage zum Strand auf sich nehmen. Aber auf dem Weg kreuzen tatsächlich einige Exemplare die Straße, einige laufen über Kuhweiden, was die Kühe nicht besonders zu beachten scheinen.

Auf dem Gelände der Farm El Chato befindet sich auch einer der vielen Lavatunnel, die durch die Vulkaneruptionen beim Entstehen der Inseln gebildet wurden. Die äußere Seite der glühenden Masse erkaltet, während das Innere weiter fließt, so sind diese Tunnel entstanden. Die Galapagosinseln sind komplett vulkanisch, dazu hat uns Morris im Laufe der Woche mehrere Vorlesungen gehalten - dazu später mehr.

Danach geht es zum Hafen des Hauptortes Puerto Ayora, wo die wunderschöne Samba schon auf uns wartet. Wir sind ziemlich überwältigt. Auf uns wartet nicht nur eine sechsköpfige Crew, die uns in den nächsten Tagen alle Wünsche von den Lippen ablesen wird und unglaublich freundlich auf uns zugeht, wir dürfen auch noch die einzige Suite mit Doppelbett auf der Brücke beziehen und genießen einen Fensterblick aufs Meer. Wir müssen uns erst einmal kneifen, dass wir tatsächlich, nach allen Unwägbarkeiten der letzten Tage, an der Realisierung eines Langzeittraumes dran sind.

Es gibt ein wunderbares Willkommensdinner und eine Einführung in die Vorhaben des nächsten Tages und während wir glücklich in unseren Betten schlummern, fährt die Samba mit Kurs Floreana Island durch die Nacht.

Hier herrscht ein hartes Regime - wer viel sehen will, muss früh aufstehen. Deshalb gehen alle ziemlich früh in ihre Kojen.





Samba-Törn, Tag 1 (09.10.2019): Floreana

7.00 Uhr gibt es das erste Frühstück und uns wird spätestens jetzt klar, dass wir hier paradiesische Zustände haben werden. Alles wird von der Crew frisch zubereitet, Früchte, Pfannkuchen und vieles mehr.

Unsere erste Nasslandung bringt uns an den grünschimmernden Strand von Punta Cormorant, die Kraterzunge des Inselvulkans.  Noch ist die Begrüßung durch die hier allgegenwärtigen Seelöwen etwas ganz Besonderes. Wir können uns kaum von diesem ersten Anblick trennen, gehen dann aber dem nächsten Wunderwerk entgegen. 100 Meter vom Strand entfernt schauen wir auf eine seichte Mangrovenlagune herab. Ein paar Flamingos stehen regungslos im Wasser und leuchten uns zartrosa entgegen.

Wir erreichen bald einen unglaublich weißen Sandstrand, in dessen vorgelagerten Dünen sich die Nester der grünen Meeresschildkröten befinden. Von hier aus müssen die neugeborenen Schildkröten ihren Lauf ins Meer um Leben und Tod antreten. Schaffen sie die hundert Meter bis zum Wasser, können sie bis zu 14 Stunden ununterbrochen schwimmen, bis sie sich das erste Mal ausruhen. Ihr Weg führt sie bis nach Australien und erst 20 bis 25 Jahre später, nach Erreichen der Geschlechtsreife, kommen sie in genau die gleiche Bucht zum Eierlegen zurück.

Während wir noch die Stachelrochen am Ufer bestaunen, beginnt Morris die Inselgruppe in den Sand zu zeichnen, um uns mit der vulkanischen Geschichte der Inseln vertraut zu machen:


Die Galapagosinseln sind vulkanischen Ursprungs. Die tektonische Platte (Nasca-Platte), auf der die Inseln liegen, bewegt sich über einen Hot-Spot, der auch heute noch vulkanische Aktivität auf den Inseln Isabela und Fernandina bewirkt und bereits davor seine Spuren in der Karibik hinterließ. Die Inseln werden in Richtung Südosten älter, allerdings überlappen die Datierungen der Gesteine der einzelnen Inseln, da diese nicht durch singuläre vulkanische Ereignisse entstanden. Auf der Insel Fernandina brach der Vulkan Cumbre zuletzt im April 2009 aus, auf Isabela der Wolf im Mai 2015. (Quelle: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Galapagosinseln )



Wir bekommen langsam einen Eindruck von der Flora und Fauna der Inseln, mit vielen endemischen Arten, Lebewesen also, die nur hier existieren.

Unweit der Kormoran-Spitze liegen zwei winzige Inselchen, Enderby und Champion, letztere wird unser erster Schnorchelplatz und wir wissen gar nicht wohin mit unseren Eindrücken: Seelöwen treiben ihr Spielchen mit uns. Sie schwimmen auf dich zu und biegen zehn Zentimeter vor deiner Taucherbrille ab. Schildkröten treiben träge an der Oberfläche oder grasen am Meeresboden. Sardinenschwärme bewegen sich wie riesige Synchronschwimmerteams, das Licht silbrig schillernd reflektierend und hunderte verschiedene Fischarten zeigen uns, wie breit gefächert die Meeresfarbenlehre ist. Alle sind ganz aufgekratzt beim Lunch und das amerikanische „amazing“ wird uns die ganze Woche im Ohr liegen.


Westlich der Kormoranzunge steht hinter einem Strandabschnitt das hölzerne Postfass an der Post Office Bay. Der englische Kapitän und Walfänger James Colnett ließ 1793 den ersten pazifischen Postzustellservice „Ecuadors“ einrichten. Eine Nasslandung ist auch heute noch notwendig, wenn man eine Postkarte aufgeben will. Wir hinterlegen zwei Karten und schauen mal, wer sie später übernimmt und nach Deutschland mitbringt. Es gibt keine Briefmarken, jeder, der am Postfass vorbeischaut, sucht, ob Post für seine Heimatgegend dabei ist. Wir nehmen zwei Karten für Berlin mit, die dann allerdings noch bis Dezember warten müssen.

Danach wird die Bucht mit Schnorchel und Taucherbrille erkundet. Diese Schnorchelgänge sind in der ganzen Woche Tageshighlights. 

Mit Kajaks paddeln wir in die Abendsonne und kommen den Galapagosseelöwen ganz nah. Die Bahia la Olla bietet klare Sicht nach unten, schwarze Lavaklippen mit berauschenden Farbklecksen - rote Klippenkrabben, die sich am Wasserrand bewegen - und einen weißen Strand, den wir zum Anlanden nutzen, um auf den Aussichtspunkt Mirador de la Baronesa zu gelangen - gerade rechtzeitig zum Sonnenuntergang. Die Geschichte um die ersten Siedler auf Floreana, deutschstämmige Aussteiger, z.T. ziemlich durchgeknallt, wie z. B. die im Mirador verewigte und selbsternannte „Kaiserin von Floreana“, die Adlige Eloísa von Wagner, würde hier den Rahmen sprengen. Wir verweisen auf das Buch „Postlagernd Floreana“ von Margarete Wittmer, dass Sigrun in der kleinen Bibliothek der Samba gefunden hat. Werden wir uns zu Hause auf jeden Fall besorgen.

Am Abend hat sich die gesamte Crew in Schale geschmissen. Zum Captains Dinner werden wir in die Samba-Familie aufgenommen, es gibt Piscou Sour und ein wunderbares Essen - das bleibt die ganze Woche so: Abwechslungsreich und gesund wird Salat, Huhn und lauter Meeresgetier gereicht.

Ein Tag ist vorbei und die Eindrücke erschlagen uns. Wenn es dunkel ist, kommt sofort die Müdigkeit. Eine Mischung aus Biologieunterricht, Wanderausflug und Schwimmsport bringt uns dazu, schnell in den Kojen zu verschwinden.





Nachtfahrt zur Isla Española 

Samba-Törn, Tag 2 (10.10.2019):

6.00 Uhr Frühstück - wer die berühmten Tiere der Insel erleben will, sollte sich früh aufmachen. Das beherzigen wir und werden nicht enttäuscht. Die Begrüßung erfolgt durch eine Seelöwenfamilie und eine unüberschaubare Zahl an Meerechsen. Diese Leguane sind ein Wunder an Anpassungsfähigkeit, sie haben sich zum Algenfressen gezwungen und so überlebt, sind somit weltweit die einzigen Reptilien, die sich erfolgreich dem Meeresleben angepasst haben. Sie können mit ihren weichen Schlängelbewegungen kilometerweit hinausschwimmen und tiefe Tauchgänge unternehmen. Ihr Herzschlag wird im Wasser viermal langsamer, weshalb sie über eine Stunde unter Wasser verbringen können. Da grasen sie den Algenbewuchs der Felsen ab. Danach dösen sie in der Sonne, um den Wärmeverlust wieder auszugleichen. Mit ihrer dunkel-rötlich gesprenkelten Haut sind sie auf dem Lavastein und dem dunklen Sand wunderbar getarnt und auf dem Weg über die Insel muss man sehr genau schauen, wohin man als nächstes tritt. Ansonsten wird die Insel vor allem von den vielen Albatrospaaren dominiert, die hier an den Klippen von Española ihr Domizil haben. Der Anblick eines Albatrosses in voller Spannweitenpracht ist ein erhabenes Erlebnis. Bis zu 2,40 Meter Spannweite werden zum Gleiten über die Klippeninsel genutzt. Española ist dabei für die Albatrosse ideal, weil die Insel wie die Landebahn eines Flughafens sehr flach ist und lange Anlandemanöver zulässt. Der Abflug sieht bei den Albatrossen wie ein Selbstmordversuch aus: Sie watscheln zum Abgrund und stürzen sich hinab, um mit den Aufwinden dann königlich schweben zu können. Auch die ehelichen Spielchen mit rituellem Schnabelgeklapper sind eine Show für sich. Wir können uns gar nicht genug an diesem Schauspiel satt sehen. 

Auf Española sehen wir auch die ersten Blaufußtölpel in voller Aktion. Diese putzigen Tänzer werden wegen ihres lustigen Aussehens immer belächelt, wenn man ihnen jedoch beim Fischfang zusieht, kann man nur respektvoll der Evolution gratulieren, sie sind meisterlich im Flug und im Wasser: Wie Torpedos stürzen sie sich in die Sardinenschwärme und versorgen ihr Junges damit. Die blauen Füße und der damit aufgeführte Tanz als Teil der Paarungswerbung sind dann allerdings wirklich einen Comedypreis wert. 

Zum Schluss werden wir auf Española noch Zeugen eines blutigen Einsatzes der Inselpolizei: Der Galapagos-Bussard ist für das Ökosystem der Inseln ein wichtiger Faktor. Er ist der einzige Raubvogel des Archipels. Wir schauen ihm bei der erfolgreichen Jagd auf einen Tropikvogel zu. (Siehe Fotoalbum). Wir verabschieden uns am Platz der Anlandung von den vielen Seelöwenbabys und sind jetzt schon ganz beseelt von dieser einzigartigen Natur. Zusammen mit den vielen Informationen, die Morris zu allen Pflanzen, Tieren und Landschaften parat hat, sind diese Bilder jetzt schon überwältigend. Ein Tag kommt uns hier vor, als hätten wir eine Woche lang studiert!

Am Nachmittag landen wir an der Gardner Bay. Die Bucht empfängt uns mit einem Türkis, das nur den Reisekatalogen entsprungen sein kann. Weißester Sand und blauer Sonnenhimmel lassen karibische Zustände zu. Der Schnorchelgang fühlt sich an, als hätte man uns in ein überbesetztes Meeresaquarium geschubst. Schildkröten schwimmen in Fischschwärmen herum, Seelöwen spielen mit der Schreckhaftigkeit der Tauchanfänger. Der Strandspaziergang gaukelt uns vor, wir wären die einzigen Landgänger. Es gibt nur unsere Fußspuren, die Wellen überschreiben sie. Wir schauen einer Seelöwenfamilie zu. Immer wieder sind da diese riesigen dunklen Kulleraugen der Seelöwenbabys. Es gibt schlimmere Kindergartenplätze.


In den Sonnenuntergang hinein steuert die Samba zur Isla San Cristobal hinüber. Wir ankern im Hafen, um von dort am frühen Morgen als Erste am Kicker Rock (León Dormido) zu sein, dem Tauchhöhepunkt der Galapagosinseln.


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Aufbruch zum Kicker Rock

Samba-Törn, Tag 3 (11.10.2019):

5.30 Uhr Aufstehen

Schon am Abend sind wir in der Hafenbucht von San Cristobal. Maurice bereitet uns auf einen harten Tag vor. 6.00 Uhr früh geht es zum Schnorcheln um den Kicker Rock. Ein einmaliges Erlebnis, aber ziemlich kalt. Wir sehen alles, was das Meer hergibt: Haie, Schildkröten und eine unglaubliche Vielfalt an Fischen. Wir schwimmen am Abgrund des Kicker Rock entlang, die Sonne bestrahlt das tiefe Blau bis weit nach unten, und unter Sardinenschwärmen können wir immer wieder ziemlich stattliche Haie ausmachen.

Nach dem Frühstück navigieren wir uns Richtung Punta Pitt im Nordosten von San Christobal, Delfine begleiten uns, wo wir die Felsen zunächst mit dem Schlauchboot von unten bestaunen und danach eine Wanderung zu den Nistplätzen der Tölpel unternehmen. Hier können wir das erste Mal auch die selteneren Rotfußtölpel sehen. Es ist windig, sonnig und sehr trocken.

Am Abend Navigation Richtung Santa Cruz. Die Navigationszeiten sind auch immer wieder schön, weil so eine Bootstour irgendwie beruhigend wirkt. Wir kommen gut ins Gespräch, vor allem Will hat viel aus Los Angeles und den USA zu erzählen. Der Melting Pot war auch der Anlass zur Gründung seiner Band Ozomatli. Wir hatten zwar noch nichts davon gehört, aber an der Westküste scheinen die Jungs eine große Nummer zu sein. Mittlerweile haben wir schon in die Platten reingehört und sind schwer begeistert. Eine Mischung aus Chicano-Rock, Salsa, Funk, Blues ... eben ein Schmelztiegel der Kulturen. Vielleicht kommt er ja mal nach Deutschland, die Band ist unermüdlich auf Tour. (https://ozomatli.com/ ) Außerdem ist es immer schön, wenn die Menschen, die dich umgeben, ähnliche politische Ansichten äußern. Ozomatli engagiert sich gegen Fremdenhass und gegen die Abschiebepolitik der Trump-Administration. Die Band ist aus einer Streikbewegung heraus entstanden und ihrer eher linksgerichteten Multi-Kulti-Haltung treu geblieben.

Und während wir so über die schwierigen Weltverhältnisse nachdenken, klingelt die Alarmglocke: Delfinsicht voraus. 

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Santa Fe, South Plaza

Samba-Törn, Tag 4 (12.10.2019)

6.30 Uhr Frühstück

Wir umrunden Santa Fe. Riesenkakteen und Land-Leguane säumen unseren Weg beim Landgang. Die Leguane leuchten in ihrem Gelb in der Sonne, sie sind inselendemisch, d.h. dass es diese Art nur auf Santa Fe gibt. Um nachts ihre aufgeheizte Körperwärme speichern zu können, schlafen Sie in selbst gebuddelten Höhlen. Am Tag sitzen sie ewig vor den Kakteen und hoffen, dass ein Blatt vom Wind hinunter geweht wird, denn in der Trockenzeit ist das meist die einzige Möglichkeit, feuchte Nahrung zu bekommen. Die Leguane können sehr laaaange warten!

Die Bucht ist voller frisch geborener Seelöwen. Gerade eben hat ein Seelöwenweibchen entbunden. Alles ist noch ganz blutig und das lockt die Bussarde an. Zunächst haben wir Angst um das Baby, aber Morris beruhigt uns, denn die Bussarde wollen nur aufräumen und streiten sich um die Placenta (siehe Foto). Aber beeindruckend sind diese Vögel schon, wenn sie ihre Schwingen einsetzen und mit ihren Nachbarn streiten.

Die Bucht mit dem Kanu zu umrunden, ist genau so reizvoll. Haie schwimmen unter uns durch, Blaufußtölpel zeigen ihre Flugkünste und sind auf Fischjagd.

Nach einer Schnorcheltour an der Küste von Santa Fe bekommen wir auch noch Adlerrochen zu sehen. Es sollte gerade wieder zurück gehen, da macht Morris uns auf die Rochen aufmerksam und alle schwimmen noch ein wenig beglückter eine weitere Runde mit diesen majestätischen Tieren. Sigrun hatte das Glück, einen ganzen Schwarm zu sehen und ein wenig mit zu schwimmen.

Wir navigieren weiter zur South Plaza, einer Felseninsel mit wunderschönem Bewuchs von rotschimmerndem Hauswurz (roter Korallenstrauch). Seelöwen liegen hier unter uralten Kakteenbäumen. Landleguane suchen Nahrung, die in der Trockenzeit rar ist. Wir sehen Tropikvögel, Tölpel und Fregattvögel bei ihrer Arbeit. Es ist hier oben sehr stürmisch. Die Fahrt nach Baltra wird wiederum mit Delfinbegleitung verkürzt. Auch große Rochen steigen aus dem Wasser. Wir ankern vor Baltra und haben ein wunderbares Dinner.


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Sombrero Chino, Santiago, Bartolomé

Samba-Törn, Tag 5 (13.10.2019)

6.30 Uhr Frühstück

Immer, wenn wir denken, im Grunde haben wir jetzt alles gesehen, aber es ist so schön, dass wir davon immer wieder das Gleiche sehen können, hat die Tour doch noch wieder was Neues zu bieten: Die Vulkanlandschaft des scheinbar im Wasser schwimmenden „Chinesenhuts“ ist so bizarr und unwirklich, als das man es in Worte oder auf Fotos annähernd realitätsnah festhalten könnte. Eine rauhe, teils sehr scharfkantige Gesteinsoberfläche und eine blaugrüne Meeresbucht, ein tiefroter bis violetter Bewuchs mit Korallenstrauch, ein tatsächlich idealtypisch geformter Vulkankegel und ein grandioser Blick hinüber nach Santiago machen diesen Landgang für uns zur Lieblingsentdeckung und wir sind Morris dankbar, dass er diesen Platz für uns ausgesucht hat, gerade weil die meisten Charterboote hier vorbei fahren.

Der Blick auf die Küstenlinie der Insel Santiago, die wir auch noch mit dem Boot abfahren und später auch noch „abschnorcheln“, zeigt wunderbar die Kerninsel und die „neu“ hinzugekommenen Lavamassen des letzten Vulkanausbruchs vor etwas mehr als einhundert Jahren auf Santiago. Wir treffen das erste Mal Galapagos-Pinguine, die einzige Pinguinart in tropischen Gefilden, lassen uns von Noddi-Seeschwalben begleiten und ertappen Lavareiher bei einer ihrer wenigen Bewegungen (ansonsten können die nämlich stundenlang unbeweglich auf der Stelle stehen, wie die Typen, die in der Fußgängerzone dafür Geld bekommen). Die Uferlinie von Santiago ist wieder unglaublich fischreich und bunt, bietet uns aber außerdem noch ein weiteres Schnorchelerlebnis mit Haien. 

Und als ob dieser Tag mit Landgang, Bootstour und Schnorcheln nicht schon voll genug wäre, tauchen wir am Nachmittag noch einmal vor Bartolomé und haben das Glück, Pinguine und Adlerrochen vor die Taucherbrille zu bekommen, bevor wir in den Sonnenuntergang hinein die Insel Bartolomé erklimmen und auf die Sullivan Bay mit ihrer charakteristischen Felsnadel Pinnacle Rock hinunterschauen.

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Santiago (James) und Rabida

Samba-Törn, Tag 6 (14.10.2019)

6.00 Uhr Frühstück

Ein Morgenspaziergang der besonderen Art. Auf den grün bealgten Lavasteinen von Santiago landen wir sehr früh an. Hier sehen wir die Lavatunnel bis ins Meer gehen. Eine ganze Reihe von Tunnelsystemen und Brücken hat sich am Meer gebildet. Ein Seebär döst allein in einer Grotte. Er mag die Sonne nicht, weil er normalerweise in arktischen Gewässern zu Hause ist. Eigentlich heißt dieses kaum von den Seelöwen zu unterscheidende seltene Exemplar Galapagos-Pelzrobbe. Dichteres Fell, kleinerer rundlicher Kopf und abgeflachte Nase lassen den Seebären tatsächlich etwas gemütlicher aussehen. Die größeren Ohren und der melancholische Blick machen ihn zu einem echten Seebären. Hinter den Lavaklippen beginnen dichte Kakteen- und Palo-santo-wälder, wo wir die schönsten, weil knallgelben Landleguane treffen. Santiago ist eine Insel der Gegensätze: Knallgrün auf schwarzem Lavastein und staubtrocken-grau mit bunten Sprenkeln auf der trockenen Landseite. Natürlich wird diese Lavalandschaft auch unter Wasser noch bestaunt, bevor wir zur Farbänderung nach Rabida aufbrechen. Hier erwartet uns ein dunkelroter Strand mit grüner Lagunenlandschaft.

Aber auf der Überfahrt gibt es zunächst noch den absoluten Taucherfolg. Der Kapitän sichtet in der planktonreichen Strömung vor Rabida Manta-Rochen. Dieses erhabene Tier wird von uns natürlich im Wasser verfolgt. Wahnsinn, wie behäbig die Bewegungen dieses „Unterwasseralbatros`“ sind und wie schnell er damit vorwärts kommt. Wir sind sehr glücklich, dass wir einige Sekunden an diesem Riesen dranbleiben können und feiern danach das Erlebte: Sogar der Captain ist völlig aus dem Häuschen. Miguel hat zur Freude aller einen guten Film mit seiner Kamera von diesem Erlebnis aufgenommen.

Rabida bietet dann Farbpalette: Muscheln und Seesterne auf roter Erde, trocken-graue Palo-santo-wälder und leuchtend grüne Lagune mit dunkelrosafarbenen Flamingoklecksen. Wir wandern auf die Klippen und genießen mit erster Wehmut unseren letzten Blick in die Abendsonne.


South Seymour

Samba-Törn, Tag 7 (15.10.2019)

Für den letzten Morgen hat sich Morris noch einmal etwas Besonderes ausgedacht. Wir landen um 6.00 Uhr auf South Seymour, der Insel der Pracht-Fregattenvögel. Diese beeindruckenden Seeräuber sitzen hier auf ihren Nestern und warten, dass sich eine Seeräuberin dazu gesellt. Mit ihren aufgeblähten Kehlsäcken versuchen die Männer zu beeindrucken, allerdings sind die Frauen eher an einem gut gebauten Nest interessiert. Merke also: Wer nur schön aussieht und protzt, aber kein ordentliches Haus präsentiert, geht leer aus! Der Fregattvogel kann mit seiner Spannweite um die 2 Meter und seinem Enterhaken als Schnabel anderen Vögeln die Nahrung entreißen. Selbst kann er kaum Fischfang betreiben, da sein Gefieder nicht wasserabweisend ist und er nicht schwimmen kann. Wir können unseren Blick auf dem Rundweg durch den Buschwald kaum lösen, überall leuchtet es rot und wir können genau sehen, welcher Mann noch wartet, sein Nest also noch nachbessern müsste. 

Das letzte Frühstück ist die Henkersmahlzeit, der Abschied naht. Gegen 9.00 Uhr stehen wir plötzlich wieder auf dem Flughafen und sind wieder ganz normale Touristen. Herzlicher Abschied von allen, vor allem mit Will wollen wir in Verbindung bleiben, vielleicht treffen wir uns in Deutschland oder wir kommen tatsächlich mal nach LA.

Tage hat noch einen Flug um 10.00 Uhr und fragt, ob wir früher mitwollen - Um zwei Uhr nachmittags stehen wir wieder in Guayaquil und wissen nicht so richtig, was wir nun anstellen wollen. Die politische Situation in Ecuador ist immer noch unübersichtlich, viele Fernbusse fahren nicht und irgendwie haben wir auch keine Lust auf weitere Abenteuer mit unklarem Ausgang. Kurzerhand schauen wir, was die Flugliste anbietet und erwischen für den nächsten Tag einen Flug nach Santiago de Chile. Das ist zwar wieder schlecht für den CO2-Fußabdruck, aber gut für unsere Reisezeit. Wir haben jetzt acht Wochen Zeit für Chile!

(Fotoalbum Galapagos: https://www.schoenwegsein.de/fotoalbum-erlebnis-südamerika/ecuador-1/galapagosinseln/ )

Weitere geht es auf den Seiten des Reisetagebuchs „Chile“.

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Kommentare: 1
  • #1

    Solveig Brandt (Freitag, 10 Januar 2020 21:44)

    Hallo Heiko, que tal?

    ich bin froh, euch gesund und munter zu sehen und unglauglich neidisch :).
    Ich habe es endlich geschafft, mal rein zu schauen, wo ihr euch so rum treibt.

    Ich wünsche dir und deiner Frau ein wunderbares neues Jahr 2020, bleibt gesund und habt viel Spaß!
    Los bolsillos llenos de dinero!

    Ich schaue wieder rein! ...
    Liebe Grüße aus der Heimat, genauer aus Pommern
    von Steffen und Solveig